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Prof. Walther Schmid

Walther Schmid wurde am 25.5.1957 in Graz geboren. Seine Volksschulzeit verbrachte er großteils in der Steiermark, die Mittelschule absolvierte er im Bundesrealgymnasium in Wr. Neustadt, wo er 1975 die Reifeprüfung ablegte. Es folgte das Studium der Chemie an der Universität Wien mit Abschluss 1983, anschließend das Doktoratsstudium, das er 1986 mit der Dissertation über "Strukturelle Transformationen an der NAcetylneuraminsäure" beendete. Im Rahmen eines Erwin Schrödinger Stipendiums absolvierte er von 1989 bis 1991 einen postdoktoralen Forschungsaufenthalt an der Harvard University, Cambridge, USA bei Prof. George Whitesides. Nach seiner Rückkehr an das Institut für Organische Chemie der Universität Wien, unterbrochen von einem Forschungsaufenthalt 1994 an der University of California, Los Angeles, USA, habilitierte er sich 1995 für das Fach Organische Chemie über "Beiträge zur Kohlenhydratchemie in wäßrigen Reaktionsmedien". Es folgte die Ernennung zum a.o. Univ.Prof. 1997 und schließlich seine Bestellung als Univ.Prof. für Organische Chemie 2004. Von 2005 bis 2008 war er stellvertretender Vorstand, von 2009 bis 2016 Vorstand des Instituts für Organische Chemie und von 2010 bis 2014 Vizedekan der Fakultät für Chemie.

Die entscheidenden Akzente für seinen wissenschaftlichen Werdegang wurden durch seinen sehr erfolgreichen Aufenthalt an der Harvard University gesetzt. In seiner Forschung widmete er sich von Anfang an der Umsetzung von modernen Konzepten zur Synthese von komplexen Kohlenhydraten. Seine grundlegenden Ziele waren eine ressourcenschonende Chemie, organische Chemie in wässrigem Milieu, Kohlenhydratchemie ohne aufwendige Schutzgruppentechnologie, oder das Ausnützen der Natur durch Anwendung von Enzymen zur Synthese von Mono und Oligosacchariden. Diese Strategien sollten nicht nur im kleinen Labormaßstab funktionieren – der anwendungsorientierte Blickwinkel für einen industriellen Einsatz war für ihn immer ein Thema. Sein starker biochemischer Fokus manifestierte sich auch in der Synthese von kleinen Molekülen wie Aminosäuren oder deren Vorstufen mit spezifischer Isotopenmarkierung zur strukturellen Untersuchung von komplexen biologischen Systemen.

Ganz im Sinne des Humboldtschen Gedankens der Einheit von Forschung und Lehre war er auch ein hervorragender Hochschullehrer. Seine kompetente Art und Fähigkeit, für das Fach Organische Chemie zu begeistern, wurde von den Studierenden und KollegInnen gleichermaßen geschätzt. Darüber hinaus hatte er die inspirierende Begabung, den anschaulichen Bezug auch zu angrenzenden Disziplinen herzustellen. Gerade seine fachübergreifende Sichtweise war eine scheinbar unerschöpfliche Quelle in vielen intensiv geführten Diskussionen. Die Grundlage dafür war seine äußerst akribische Vorbereitung für jede Unterrichtsstunde, jede Prüfung oder für jeden Vortrag. Weiters war er als einer der ersten an der Fakultät mit einer Massenlehrveranstaltung konfrontiert, ein Umstand, der heute zum universitären Alltag zählt. Auf einen Hörerandrang, der regelmäßig die Kapazität des Auer von Welsbach Hörsaals sprengte, war man damals noch nicht vorbereitet.

Sehr am Herzen lag ihm die Institution Universität. Er war immer bereit, an ihrem Gestaltungsprozess aktiv mitzuwirken, sei es während des Studiums als Studienrichtungsvertreter, oder später in diversesten fakultären und universitären Gremien. Er war einer der maßgeblichen Initiatoren für die Etablierung des Lehrstuhles für Biologische Chemie und des entsprechenden Masterstudiums, überhaupt hat er an der Entwicklung der unterschiedlichen Curricula kontinuierlich Beiträge geleistet. In den Führungspositionen engagierte er sich als Institutsvorstand für die Belange der Organischen Chemie und als Vizedekan für die der Fakultät. Dabei war es ihm stets ein Anliegen, die Gegebenheiten kritisch zu hinterfragen und auch kontroversielle Standpunkte öffentlich vorzubringen, aber immer uneigennützig im Sinne seiner Vision einer Fakultät oder Universität. Die Fakultät verliert einen sehr würdigen und verdienstvollen Universitätsprofessor, die Universität einen ihrer Fürsprecher im wahrsten Sinne. Wir werden seine fordernden Diskussionen und seine humorvolle Art sehr vermissen. Walther Schmid hat einen ewigen Platz in unseren Herzen. Er fehlt.

Stefan Boresch, Hanspeter Kählig, Harry Martin

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